Bericht zur 11. Gartenpolylog-Netzwerktagung

Netzwerktagung in Salzburg: Nichts wie raus! Kinder und Jugendliche im Gemeinschaftsgarten
von Freitag, 21.09.2018 bis Sonntag, 23.09.2018

Was kann man mit Kindern und Jugendlichen im Garten umsetzen, was können sie dort erfahren und was wollen sie eigentlich selbst?
Ernst nehmen und beteiligen lautete das Ziel der heurigen Gartenpolylog-Netzwerktagung der interkulturellen Gemeinschaftsgärten in Kooperation mit unserem Verein blattform Salzburg und dem Offenen Kulturzentrum MARK. Die Gemeindeentwicklung Salzburg unterstützte das ehrenamtliche Organisationsteam des Wiener Vereins Gartenpolylog (Cordula Fötsch, David Stanzel und Ursula Taborsky) und des Salzburger Vereins blattform (Christine Brandstätter, Marion Mangeng, Bettina Neumayer, Sophie Nießner, Gerd Pardeller, Christina Pürgy und Barbara Sieberth) mit der Finanzierung von Referent*innen und Räumen und machte damit die Tagung möglich. Das MARK und sein Team war der ideale Gastgeber: MARK Salzburg, Hannakstraße 17, 5023 Salzburg

Workshops, Vorträge und Gartenkurzvorstellungen VON UND FÜR Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die in Gemeinschaftsgärten tätig sein wollen, zeichneten ein buntes und inspirierendes Bild der Gemeinschaftsgartencommunity. Ca. 35 Teilnehmer*innen aus ganz Österreich als auch Referent*innen von Deutschland bis Slowenien ermöglichten breiten Austausch und neue Impulse.
Zielgruppe: Die Veranstaltung richtete sich an schulische und außerschulische Pädagog*innen und alle Menschen, die mit Kindern und Jugendlichen in Gemeinschaftsgärten tätig sind.

Vorträge

Zum Tagungseinstieg Freitagmittag berichteten Susan Abid aus Göttingen, Deutschland, und Kaja Cunk aus Izola, Slowenien, in ihren Eröffnungsvorträgen von ihren Erfahrungen.

Susan ist mit 6 Jahren in den ersten internationalen Garten Göttingen gekommen. Sie hat in ihrer gesamten Kindheit und Jugend viel Zeit im Garten verbracht. Susans Familie ist in der ganzen Welt verstreut, weil sie aus dem Irak geflohen sind. Deshalb war sie sehr froh, im Garten Menschen zu finden, die für sie wie eine neue Familie sind. Susan hat auch immer gern im Garten mitgearbeitet, besonders dann, wenn sie eigene Aufgaben bekommen hat und selbst Verantwortung übernehmen konnte. Auch heute noch ist die Natur und der Garten für Susan ein wichtiger Ort zum Entspannen.

Kaja arbeitet mit Jugendlichen und versucht herauszufinden, was sie wirklich machen wollen. Dafür geht sie in Schulen, in Lokale und macht auch Workshops in Gärten. Sie hat auch schon einen Film mit Jugendlichen gedreht. Dazu hat sie zuerst ein Drehbuch geschrieben. Die Jugendlichen haben das Drehbuch komplett umgeschrieben, damit es so wird, wie sie es wirklich wollten. Am Ende sind alle stolz auf den Film und können die Premiere kaum erwarten. Mittlerweile wird dieser Film in vielen Sprachen im Demokratieunterricht verwendet.

Wurmkiste bis Kräuterspaziergang

In der Pause zum Netzwerken wurde im MARK-Gemeinschaftsgarten das Anlegen einer Kiste für Kompostwürmer von Sophie Nießner gezeigt. In der Fishbowldiskussion setzten sich einige Expert*innen im Kreis zusammen und besprachen, warum es in Gemeinschaftsgärten oft nicht viele Jugendliche gibt. Ein wichtiger Punkt war, dass Jugendliche Orte für sich wollen und ernst genommen werden wollen. Zum Schluss haben wir mit Sophie noch einen Kräuterspaziergang von Sam nach Schallmoos zum Gemeinschaftsgarten Pflanzerei gemacht. Sie zeigte uns, welche Schätze entlang der Bahngleise wachsen und wie wir z. B. Mädesüß und Beinwell verwenden. Den Abend haben wir in der Pflanzerei mit tollem Essen und schöner kurdischer Musik verbracht.

Gartenportraits

Am Samstagmorgen portraitierten Salzburger Gemeinschaftsgärten ihre Aktivitäten von und mit Kindern und Jugendlichen: Die Jugendlichen Laura und Marie aus dem Stadtteilgarten Parsch; Eva Keyser vom Verein Spektrum, Kommunikationszentrum Kendlerstraße, aus dem Nachbarschaftsgarten „KOMM goes Paradeiser“; Susanne Altenberger vom Verein Menschenwerk, Mattsee, über ihre Arbeit in Volksschulen; Barbara Sieberth aus der Pflanzerei Schallmoos und Elli Höllbacher vom Jugend- und Kinderhaus Liefering über ihre Hochbeete, die sie gemeinsam mit dem Zentrum Elf und Anrainer*innen bewirtschaften.

Workshops

Der ganze Samstag war im wesentlichen parallelen Workshops gewidmet, die alle dazu dienten, den Blickwinkel von Kindern und Jugendlichen auf Gemeinschaftsgärten zu stärken. Im Workshop „Natur malen“ mit Julia Plattner sind Kunstwerke aus Naturmaterialien entstanden. Ein Hochbeet wurde unter Anleitung von Cordula Fötsch mit Groß und Klein und Akkuschraubern im MARK-Garten aufgestellt und befüllt. Silvia Lackner aus dem „Regenbogenland“ bei Villach, Kärnten, teilte Erfahrungen, Wissen und Anregungen zu Kindern und Jugendlichen im Gemeinschaftsgarten. Daniel Bergerweiss von der Radiofabrik vermittelte Grundtechniken zu Aufnahme und Schnitt, die mit Interviews und atmosphärischen Aufnahmen der Tagung angewendet wurden.

Nach der Mittagspause und einem Resümee vom Vormittag ging es am Nachmittag in die zweite Runde an Workshops. Rita Bürgler zeigte in der Siebdruckwerkstatt, wie Gartenzeichnungen auf Taschen und Kleidung gedruckt werden. Die Motive von Pastinake bis Hochbeet wurden im Vorfeld von der Naturpädagogin Sophie Nießner als auch den Gemeinschaftsgärtnerinnen Xenia (6 Jahre) und Anaïs Mangeng (10 Jahre) entworfen. Markus Koschwan veranschaulichte Grundprinzipien für Workshops mit Kindern und Jugendlichen wie Achtsamkeit, auch am Beispiel des World Peace Game. Der „Feuermann“ Karl leitete den Bau einer Feuerstelle in der Pflanzerei an.

Eine Tagungsreportage wurde von der Kinderzeitung Plaudertasche unter Anleitung der Kinderredakteurin Greta und Antonia Feichtenschlager in einer Wandzeitung erstellt. Ihr überwiegend kindliches Redaktionsteam hatte sogar den Bau der Feuerstelle in Wort und Bild dokumentiert. Lieblingsrezepte, Gartenweisheiten und Interviews der Workshopleiter*innen ergänzten das bunte Bild aus Kinderperspektive, das zum Ende der Tagung bereits für Alle sichtbar war und sich auch gut als Gartenzaunzeitung in Gärten nutzen lässt.

Besuche der Gemeinschaftsgärten

Am Sonntag fand der Tag der offenen Gemeinschaftsgartentüre statt – zum eigenständigen Besuch von Salzburger Gemeinschaftsgärten.

Links

Programm
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Beitrag Radiofabrik
Vortrag Susan Abid, Deutschland: Aufgewachsen im Gemeinschaftsgarten in Göttingen
Vortrag Kaja Cunk, Slowenien: Partizipation von Jugendlichen

 

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